Campingplatz Roadtrip NC500 Schottland

Mein Roadtrip im Van / Wohnmobil rund um Schottland

Campingplatz Roadtrip NC500 Schottland
Campingplatz Roadtrip NC500 Schottland
Campingplatz Roadtrip NC500 Schottland
Campingplatz Roadtrip NC500 Schottland
Campingplatz Roadtrip NC500 Schottland
Campingplatz Roadtrip NC500 Schottland
Campingplatz Roadtrip NC500 Schottland
Campingplatz Roadtrip NC500 Schottland
Campingplatz Roadtrip NC500 Schottland
Campingplatz Ullapool NC500 Schottland
Campingplatz Ullapool NC500 Schottland
Campingplatz Ullapool NC500 Schottland

3 Wochen Roadtrip auf der NC500 – einer der schönsten Straßen überhaupt

Das Setzen der Segel, nicht die Richtung des Windes bestimmt, welchen Weg wir einschlagen.”

(Jim Rohn)

München/ Deutschland -> kurzer Abstecher nach Mittenwald -> Amsterdam -> Fähre nach Newcastle -> immer der Küste entlang, rund um Schottland -> Isle of Skye -> Glasgow -> Newcastle -> mit der Fähre zurück nach Amsterdam -> nach Hause

Bis zur Abfahrt habe ich die Reise auf mich zukommen lassen, habe ganz entspannt innerlich abgewogen, was in diesem Jahr ansteht, was ich sehen/ erleben will, wem ich begegnen möchte, welche Landschaft ich gerade brauche… Als ich im startklaren Franz saß und den Zündschlüssel umdrehte, entschied ich, in welche Himmelsrichtung die Reise gehen sollte – und es war der richtige Plan:

Schottland ist der Knaller. Die Landschaft, die Leute, das Meer, die absolute Ruhe, das Alleinsein, die Schafe, der Wind und die Wolken, die Farben – und vor allem die “North Coast 500”: eine phantastische, spektakuläre Strecke für reinen Fahrgenuss!

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Tag 1: Dahoam -> Mittenwald

Song des Tages

„Jetzt“ Irie Révoltés (Danke, Luis!)

“… Freiheit. Und zwar jetzt!
Ich werde nie mehr sein was ich soll,
sondern werden wie ich bin.
Ich mach den Ausbruch, drück Reset,
denn das Leben ist nicht morgen,
sondern jetzt …”

Campingplatz des Tages

Wohin also? Im Schlaf der letzten Nacht daheim entscheide ich, dass ich nach Nord-West steuern will. Ich habe viel nachgespürt, was ich wirklich suche auf dieser Reise und bin zu dem Schluss gekommen, dass ich Weite will. Weite, Wildheit und trotzdem entspannte Geborgenheit. Ich will einer Küstenlinie folgen, will Brandung hören, Möven, Wind und Ruhe und etwas sehen, was ich noch nie gesehen habe. Nord-West: Schottland!

Ein wenig hektisch verlasse ich mein Nest, meine Wohnung: irgendwie ist nie Zeit genug, um zu packen, zu putzen und vor allem mich zu verabschieden. Aber es ist gut, einen Termin zu haben, denn sonst würden mir noch 100 Dinge wichtiger sein, als zu starten.

Wildwasserpaddeln auf dem Rissbach

Ich bin verabredet auf einen Paddeltag und sause früh gen Süden. Das ist zwar in die nicht richtige Richtung, aber ein Tag auf dem Bach ist es mir immer (!) wert, einen Umweg zu machen! Das endgültige Aus-dem-Haus-gehen, das Einsteigen in den Bus, das Starten, die ersten Kilometer auf der Autobahn bei maximaler Musiklautstärke: wilde, volle, tollste Freude!!! Jubel, den Absprung doch wieder mal geschafft zu haben!

Die Natur des Rissbachs und das klare Wasser hauen mich einfach um! Wozu eigentlich weit fahren? Ich habe es so perfekt in meiner Heimat! Wieder hadere ich stundenlang, ob ich nicht lieber 3 Wochen paddeln soll, statt in die Ferne zu reisen… Aber schlussendlich siegt der Drang nach Neuem!

Um den Tourstart mit einem tollen Schlafplatz zu perfektionieren, besuche einen Campingplatz, den ich schon kenne und der mich schon einmal echt begeistert hat: Den Naturcampingpark Isarhorn in Mittenwald.

Super! Freie Platzwahl ohne Parzellierung kombiniert mit genügend Raum und viel naturbelassenem Areal: Genau so mag ich das!! Zu meinem Riesenglück erhasche ich auch noch ein freies Fleckchen direkt an der Isarkante – langes Starren in den wundervollen Fluss und die ganze Nacht dem Murmeln der Isar lauschen… traumhaft!

So muss eine Tour starten!

Tag 2: Mittenwald -> Burg Guttenberg

Song des Tages

Shala-Lala-La
Waldeck feat. la Heidi

Gechilltes Fahren auf der Autobahn: ich könnte ewig so dahinflitzen… Ich cruise nordwärts bis etwa zur Mitte Deutschlands und verbringe einen wunderschönen Abend mit meiner Rallyekollegin Silke und ihrem Mann Bernolph auf der Terrasse der Burg Guttenberg. Danke!

Ausflugstipp für Van / Wohnmobil: Burg Guttenberg

Übrigens: die Burg ist ein wirklich toller Ausflugstipp. Täglich zwei sehr spektakuläre Flugvorführungen mit riesigen, wunderschönen Greifvögeln, die ihr Können demonstrieren (und direkt über die Köpfe fliegen). Auch das Burgmuseum und die Besteigung des Burgturms haben mich wirklich beeindruckt.

Die erste Nacht im “Freien” (ohne Geborgenheit eines Campingpatzes) ist immer relativ schlaflos. Auch wenn ich hier schon mal gestanden habe und diesen Parkplatz als wirklich super Übernachtungsplatz empfehlen würde: in den ersten Nächten meiner Reisen muss sich mein Gehirn noch daran gewöhnen, sich vom Gehörten abzukoppeln: nicht jedes Knacksen und Rascheln ist es wert, aufzuschrecken! Aber ich weiss, dass ich glücklicherweise sehr rasch lerne…

Tag 3: Burg Guttenberg -> Amsterdam

Song des Tages

„Mondo bongo“ Joe Strummer & the mescaleros

Stellplatz bei Amsterdam

Den Morgen verbringe ich – statt zu frühstücken – auf der schönen Aussichts-Terrasse der Burgschenke und arbeite was weg. Strom ziehe ich aus meinem Starthilfegerät, das mir als mobile Powerbank dient. So könnte ich auch den ganzen Tag verbringen, aber ich bin schon wieder irgendwie im Eile-Modus und will rasch weiter… 

Eigentlich könnte ich alle paar Kilometer auf dem Weg nach Norden stehenbleiben und liebe Menschen besuchen, die ich wirklich gerne wieder mal sehen wollen würde, aber beim Buchen der Fähre (heute Früh) habe ich festgestellt, dass ich in der günstigsten Kabinen-Kategorie nicht mehr allzuviele Schiffe wählen kann – so sause ich Vollgas bis ans Meer, um noch genügend Zeit in Amsterdam verbringen zu können: einer Stadt, die wirklich schon immer (!) auf meiner bucket list steht.

Van & Wohnmobil Stellplatz-Tipp in Amsterdam

Mit einer halben Stunde Autobahn-Schlummer (schon alleine dafür liebe ich das Reisen mit dem Bus!) finde ich total entspannt am frühen Abend in einem riesigen Brachland/ Neubau-/ Industriegebiet das Amsterdamer City Camp. 17,50 Euro für mich und Franz je Nacht, bietet er eine extrem rudimentäre Ausstattung, aber den “sicheren Hafen” für die Stadtbesichtigung: Schotterfläche, ca 1/3 der Plätze mit Stromanschluss, 24/7 Self-Check-In-and-Out, Wasserver- und entsorgung, Zaun drumrum. Fertig. Mehr braucht man nicht. On top ist die (kostenlose) Fähre, mit der man in ca 15 Min zum Hauptbahnhof geschippert wird, nur etwa 10 Minuten fußläufig entfernt. Besser gehts kaum.

Mein persönlicher Kulturtipp

Nach dem Abendessen starte ich mit meinem kleinen Klapprad zu einer Erkundungstour – und bin sofort total schockverliebt in diese Ecke! Die NDSM Werft (die einstmals größte Schiffswerft Europas) liegt auf einer Insel im IJ (einem großen Gewässer / ehemaligen Meeresarm) und ist jetzt zu einem Traum geworden: es vibriert die Luft vor lauter Kreativität und ich laufe so inspiriert und begeistert und grinsend (und neidisch!) durch die riesige Werfthalle, in der lauter kleine Ateliers stehen, finde phantastisch-coole (Beach-)Bars, Schiffs-Restaurants, Kneipen, höre Bands in Containern proben, sehe Künstler in Arbeitsklamotten und werfe einen Blick in stylish-lässige Agenturen… dieses Viertel ist (für mich) einfach der perfekte Ort!

So kann ich mich von dieser Atmosphäre nach einem Bierchen im Mondenschein mit Blick auf die gegenüberliegende Innenstadt kaum losreissen: ich weiss, ich komme wieder!

Tag 4: Amsterdam

Song des Tages

“Bleibmalogga“ Fünf Sterne Deluxe

Erstaunlichweise ist die Nacht trotz Vollbelegung des Campingplatzes und internationalem Publikum aller Altersklassen (wobei die Italiener deutlich dominieren) absolut still. Ich höre ganz leise die Bässe einer benachbarten Feierlocation, vereinzelt Mopeds vorbeisausen und das Tuten einiger Schiffe: sonst nichts. Ich bin baff.

Per Fähre über den IJ ins Stadtzentrum von Amsterdam

Schon ganz früh zieht es mich los: ich bin sehr gespannt! Die Fähre zum Zentrum legt vor meiner Nase ab, die nächste kommt in 20 Minuten – so bleibt mir schön Zeit, um im Café “Brood” direkt am Anleger einen Cappuchino auf der Dachterrasse zu trinken. Ich lasse mir die steife Meeresbrise um die Nase wehen, sehe den Hipstern und Künstlern und Familien und anderen hübschen Blonden zu, wie sie ihren Alltag beginnen – und beobachte die nächste Fähre gemütlich beim Ablegen…

In etwa 15 Minuten kreuzt das kleine Schiff den IJ, um direkt am Hauptbahnhof die Passagiere auszuspucken und in den chaotischen Verkehr zu entlassen. Amsterdam besteht aus 20% Autofahrern (Lieferanten und Anzugträger), 20% Fußgänger (Touristen und Senioren), 10% Mopedfahrern (dürfen nervigerweise auf dem Radweg fahren) und 50% Radfahrern (quasi alle mit Holland- oder Lastenrädern unterwegs). Und es ist völlig klar, wer das Sagen hat: den Radfahrern stehen alle Rechte und definitiv fast der ganze Platz zu. Es herrscht ein riesiges Gewirr, ein großartiges Chaos (oder habe ich nur keine Vorfahrts-Regeln herausgefunden?) und dabei die absolute Ruhe. Kein Geklingel, kein Geschrei und schon recht kein Hupen seitens der Autofahrer… Jeder achtet auf Jeden, alle durcheinander und ich mittendrin mit meinem quietschenden Klapprad “Ernie”, dem die Bremsen fehlen und immer mal wieder das Vorderrad herausfällt… So muss das sein, damit ich mich pudelwohl fühle!

Amsterdam ist toll – und voll!

Allerdings: Es ist mir zu voll! Das Alltags-Gewühle des Verkehrs finde ich super, der Menschen-Auflauf an Touristen nervt mich sofort. Die Sonne scheint, es ist heiß, die Menschen drängen sich durch die Straßen: ich suche einen Ausweg…

Ich bin wieder völlig ohne Plan unterwegs, habe nur ganz kurz am Morgen in den schönen Amsterdam-Blog geguckt und steuere so ungefähr das “Jordaan”-Viertel an, das tatsächlich gleich viel entspannter ist, als die typische “Innenstadt”. Ich kreuze kreuz und quer, von Gracht zu Gracht und bin total beeindruckt: So viel Schönes, Aufgeräumtes, Geordnetes, Heimeliges! Ein zartes Glockenspiel erklingt, die Straße duftet nach Brot, aus einem offenen Fenster ertönt Klavierspiel, putzig blonde Mädchen hüpfen lachend mit ihrer hübschen Mutter zum Spielplatz, die Studentinnen sitzen so unfassbar lässig auf ihren Fahrrädern und halten ihre Kaffeebecher in der Hand, sehr schicke Männer unterhalten sich auf englisch während sie ihre alten Räder mit Kindersitzen halten, die Senioren sitzen plaudernd im Café… Herrjeh: wieviel Heile-Welt kann man aushalten? Ich jedenfalls habe irgendwie das Gefühl, als sei dies eine unwirkliche Traum-Kulisse, oder der Vorspann zu einer Grusel-Geschichte… Ich finde es wunderschön, aber irgendwie ZU schön…

Nach gefühlten 100 Radl-Kilometern mit meinem kleinen, froschgrünen Klapprad lasse ich mich von der Fähre zu “meinem” NSDM-Viertel zurückbringen: abgerockt, ursprünglich, graffitiübersäht, kreativ, frei, wild, wunderbar!

Tag 5: Amsterdam -> Fähre -> Newcastle

Song des Tages

„Summer days“ Radio citizen feat. Bajkas

Tipps zum Fährefahren

Noch einmal schwinge ich mich über den IJ und lasse mich planlos durch Amsterdam rollen. Ich höre nicht auf, zu staunen. Nicht nur, dass alles so heimelig, proper und aufgeräumt ist: die Holländer haben es auch noch gestalterisch so drauf… Quasi alle grafischen Produkte sind toll gestaltet, alle Flyer, Plakate, Ladenbeschriftungen, selbst die Mülltonnen, die Baustellen-Schilder, Hinweise, Infotafeln oder auch nur Baumarkt-Werbung: alles schön! Immer schlicht, tolle Schriften, immer klar und auch hier aufgeräumt. Ich bin so beeindruckt! Und so inspiriert…

Fahrräder und Container

Die omnipräsenten Fahrräder allerdings scheinen unaufräumbar zu sein: es gibt so un-fass-bar viele davon! Wie Ungezieferbefall kleben sie überall! Überall! Jede Brücke, jeder Pfosten, jede Laterne ist von Rädern umzingelt, obwohl sie regelmäßig wegen “Verwijdering” markiert und entfernt werden oder gigantisch große “Fietsflats” meist kostenlose Stellplätze anbieten (mit dem Verkauf von Fahrradlichtern für 3,60 Euro im Automaten). Ich finde diese Radl-Dichte und das Selbstverständnis autofrei unterwegs zu sein jedenfalls großartig!

Und Schiffs-Container scheinen die Amsterdamer nachhaltig zu inspirieren… Überall! Ob als Markierung für die Kneipe (wie das “Pllek”), als Anleihe für verschiedene markante Architektur (ich hab diesen Stil wirklich oft gesehen…!) oder für die kleinen Ateliers in der NSDM-Halle – wie kreativ, lässig, trotzdem stilvoll und modern. Schön.

Ich sags ja: Amsterdam ist wirklich schön. Selbst die Aussenbezirke, durch die ich gefahren bin, um zum Fährhafen zu gelangen… alles schön. Liegt vielleicht auch an diesem Backstein, den ich so unglaublich toll finde und der allem so einen unschuldig-warmen “Bullerbü”-Look gibt…

Am Nachmittag reihe ich mich zur Einschiffung ein und nutze die Wartezeit zum Arbeiten. Es ist einfach so praktisch, mit Franz unterwegs zu sein – Zeit spielt keine Rolle…! Ich bekomme eine Kabine für mich allein, trinke ein Bierchen im eiskalten Sturm mit Blick auf eine ferne Gewitterfront, höre den verschiedenen Harley-Clubs beim Saufen zu und freue mich über das leichte Schunkeln…

Tag 6: Newcastle in England -> Alnwick Beach

Song des Tages

„Blitzkrieg Bop“ Ramones (Danke, Luis)

Klar: zum Frühstück läuft Oasis im Bord-Radio und die Passagiere drängen sich um den extrem deftig-fettigen Teil des Buffets – die beste Einstimmung für England. Die Nacht war superruhig, die Fähre läuft auf die Minute pünktlich ein, die Wartezeit zur Ausschiffung kann ich wieder bestens arbeiten, während alle anderen Autofahrer die 1,5 Stunden zur Passkontrolle absitzen müssen. Meine erste Begegenung mit Engländern sind die beiden Grenzpolizistinnen, die sich meinen Bus von innen ganz genau erklären lassen und sich ein: “You are brave, travelling alone…” nicht verkneifen können (wobei wir uns einig sind, dass Franz definitiv ein Single-Auto ist).

Linksverkehr im Van & Wohnmobil: eine echte Challenge

Hinter dem Hafentor: Linksverkehr! Ich flippe aus! Auweia, DAS ist ne Challenge. Dagegen verblassen fast die bisherigen Highlights, wie den Weg auf kyrillisch im Dunklen finden oder tausende KIlometer auf kasachisch-usbekisch-tadschikischen “Straßen” rumpeln…

Herzklopfen bei Kreisverkehr, beim Abbiegen, beim Überholen, bei Gegenverkehr… Ich muss so über mich lachen, weil ich mir vorkomme, wie eine Fahranfängerin! Ich! Hochkonzentriert und langsam wähle ich trotzdem die schmalsten Straßen, um über die Dörfer nach Norden zu fahren – und erschrecke mich jedesmal, wenn mir ein Auto ohne Fahrer entgegenkommt (der dann überraschenderweise auf der anderen Seite sitzt).

Fahren ist wirklich herausfordernd und ganz gegen meine Gewohnheit halte ich beide Hände am Lenkrad und knipse nicht aus dem Auto heraus (die Musik bleibt trotzdem laut!). Ganz nach Gefühl biege ich auf eine Ministraße ein, die augenscheinlich Richtung Meer führt. Eine Dame knöpft mir 5 Pfund ab und erklärt, dass dies ein privater Parkplatz sei, auf dem das Parken über Nacht streng verboten ist – zwinker, zwinker… “I shouldn’t say this, but nobody cares, nobody will check it out”. So platziere ich Franz an die schönste Stelle, nach und nach verlassen alle Strandbesucher den Parkplatz und ich bleibe mit zwei anderen “illegalen” Vans übrig.

Auch wenn es eisig kalt ist, immer wieder nieselt und das Bier nicht wirklich gemütlich im Stehen zu trinken ist: ich mag diesen wirklich wunderschönen Strand mit seinem spektakulären Wolkenspiel.

Tag 7: Alnwick Beach -> Schottland -> Edinburgh

Song des Tages

„Colorblind“ Lenox feat. Ben Mazué

“I’m feeling high.
I’m feeling low.
I’m feeling like whatever you need to know. I’m colorblind
and I’m ready… And I’m ready to go.”

Campingplatz bei Edinburgh

Mein Tipp zur Stromerzeugung

Und tatsächlich hat sich am Beach-Parkplatz niemand an mir und Franz gestört – nur ein Auto mit Jugendlichen stellte sich irgendwann auf eine Zigarettenlänge zwischen uns Vans und haben mich aufgeschreckt. (Ob die das mit Absicht machen, um den illegalen Campern ein wenig Aufregung zu verursachen?) Aber was sollte schon groß passieren? Im schlimmsten Fall bekomme ich ein Knöllchen nach Hause geschickt, oder werde direkt von der Polizei weg gescheucht: ich bin da recht entspannt… Und trotzdem bei jedem Geräusch hellwach. Stört mich aber nicht weiter, weil ich ein generell sicheres Gefühl im Franz habe.

Meine Stromversorgung im Van macht mich glücklich

Ruhig war die Nacht also – und kalt! Ich bin mal wieder so zutiefst beglückt (!) über meine eigene Stromversorgung! Ein Knopfdruck, meine Brennstoffzelle springt an, versorgt die Standheizung mit Strom und ich habe es (trotz vom Laptop leergesaugter Bordbatterie) gleich kuschlig warm! Ich könnte jedes Mal durchdrehen vor Freude, wenn ich daran denke, wie unglaublich oft ich wegen Strommangel an solch tollen Plätzen gebibbert habe… Seniorenstatus, aber gut!

Nach dem Frühstück haue ich gleich ab, denn ich will dem morgendlichen Aufmarsch an Parkwächtern (Schichtbeginn um 9 Uhr, bekam ich den Tipp) nicht begegnen. Konzentration: links fahren! Anstrengend und das richtige “cruisen-Gefühl” kommt nicht so richtig auf: viel zu sehr muss ich auf die Straße starren, statt meinen Blick in die Gegend schweifen zu lassen…. Wird schon werden, hoffe ich.

In einem Touristen-Infoheft las ich von “Lindisfarne”, auch Holy Island genannt, die auf dem Weg liegt. Diese Gezeiteninsel ist nur bei Ebbe erreichbar und sonst vom Meer umtost. Aber: auch wenn ich die Straße dorthin supertoll finde und ich auf dem öffentlichen Parkplatz in allererster Reihe stehe, drehe ich angesichts der ins Dorf strömenden Menschenmenge einfach wieder um. Ich kann das einfach nicht, ich mag das nicht!

Gemütliches Camping nahe Edinburgh

Also lasse ich mich vom Navi auf direktem Weg nach Edinburgh leiten, überquere dabei die unsichtbare Grenze nach Schottland und genieße die recht warme Sonne auf dem wirklich schicken Campingplatz Mortonhall. Irgendwie zieht es mich heute nicht in die Stadt, ich bleibe lieber barfuß auf diesem Golfrasen, lass mich wärmen und arbeite was weg. Muss auch mal wieder sein!

Tag 9: Edinburgh

Song des Tages

„Lesson learnt“ Aaron Taylor

Campingplatz bei Edinburgh

Heute steht die Stadtbesichtigung auf meinem Plan und ich freue mich, dass mich das Wetter dabei bestärkt: es ist grau, aber “warm” – also Radl geschnappt und die paar Meter zur Bushaltestelle gesaust. Hier die erste Begegnung mit Schotten: der Busfahrer weigert sich, meinen “Ernie” mitzunehmen, denn Fahrräder seien verboten. Auch zusammengeklappt sei es noch ein Fahrrad. Nein, auch auf dem Rollstuhlplatz darf es nicht. Und auch nicht auf den Kinderwagenplatz. Und auch nicht ins Gepäckfach. Auch nicht für 6 Stationen… Stur. Ich auch – probiere es beim nächsten Fahrer nochmal, aber auch der ist sturer als ich. Mist. Der übernächste Fahrer nimmt mich mit – allerdings bleibt Ernie am Laternenpfahl angekettet zurück.

Edinburgh: ein so toller Citytrip!

Edinburgh erfreut mich mit seinen vielen alten Bauten in Sandstein: schön! Es nervt mich mit seinen Menschenmengen (na gut: es ist der letzte Tag des “Fringe”-Festivals, deswegen), begeistert mich mit viel schöner Grafik, vielen tollen Cafés, super kreativen Läden, mit absoluter Freundlichkeit Aller. Es nervt mich trotzdem wegen der vollen Straßen. Ich höre Dudelsäcke überall! (Sind das eigentlich tatsächlich Lieder? Oder ist das die schottische Veräppelung der Touristen und jeder, der mag, darf sich hinstellen und Töne erzeugen, wenn er nur schottisch genug aussieht?) Ich sehe so viel Schottenkaro in allen Varianten, wandle durch minikleine “Closes” von der Hauptstraße abgehend, finde Seitenstraßen mit Ruhe und lasse mich fast zwei Stunden per Touri-Bus an den Highlights vorbei kutschieren. 

“Edinbra” sagt der Schotte (ich hab extra zweimal nachgefragt): eine tolle Stadt! Ich bin jetzt (noch) nicht so richtig berührt davon, aber das liegt sicher daran, dass man hier mehr Zeit verbringen muss, um sich wirklich abseits der Attaktionen aufzuhalten und das wahre Gesicht zu finden. Aber ein sehr tolles Ziel für einen Citytrip!

Übrigens hat mich der Busfahrer heimwärts wieder versöhnt: er hat mich an der Haltestelle rausgelassen, die ich ihm genannt habe. Eigentlich muss rechtzeitig der Knopf zum Halten gedrückt werden, was etwas tricky ist, weil es keinen Routenplan im Bus gibt, an dem man sich orientieren kann. Mein Plan war, einfach überall zu drücken und dann zu gucken, wo ich bin – aber vorher gefragt, stoppt der nette Busfahrer auch so. Die Schotten: stur und supernett!

Tag 10: Edinburgh -> Loch Ness

Song des Tages

„What I like“ Tenterhook

” … So take me fast, take me slow,
take me all the ways that I didn’t know –
I don’t even know what I like… “

Campingplatz an Loch Ness

Bevor ich mich in Richtung meines Hauptziels aufmache (die “North Coast 500” – eine Route rund um die Nordspitze), will ich in meinem Edinburgh-Lieblingsviertel “Summerside” noch einen leckeren Kaffee trinken und meine Vorräte nachladen. Und: yeah! Im riesigen Regal der Craft-Biere (im Aldi!) finde ich MEIN Bier! “Hippie-Chick”: ich dreh durch!!

Highlands – genau meins!

Ich erreiche die Highlands, mache mir einen Fahrkaffee unterwegs und steuere ein Campingplatz bei Loch Ness an, weil mir ein Schotte im Café ein Video (auf einer seriösen Zeitung) gezeigt hatte, dass Nessie kürzlich gefilmt wurde. Da muss ich hin, logisch!

Der Weg führt durch eine urwaldähnliche Gegend und trotzdem finde ich den sehr schönen Loch Ness Shores Campingplatz am Ufer des Sees. Natürlich halte ich Ausschau, locke Nessie mit einem Bierchen – aber sie hat Feierarbend. Na gut, den mach ich jetzt auch: kalt, windig und nieselig genug, um mich in den warmen Franz zurückzuziehen…

Tag 11: Loch Ness -> John o’Groats

Der Song des Tages

„Shaman“ Morseh

Schöner Ort bei Land’s End

Jetzt heisst es langsam: mehr Gas geben, die Uhr tickt schon wieder bis zur Abfahrt der Fähre… Ich brumme trotzdem gemächlich auf der “NC500” übers weiche, wellige, saftige Land. Das Wetter zeigt mir das typisch-schottische Gesicht und wechselt im 10-Minuten-Takt zwischen wärmenden Sonnenstrahlen und grauem Niesel, gemixt mit Regenschauern und Wind. Ich finds toll.

Es ist schön hier, aber mir persönlich zu…. zu nett? Zu lieblich? Zu unspannend… Ich bin gerne hier, aber es berührt mich nicht sonderlich. Aber ich lasse mich mit lauter, toller Musik durch die Landschaft treiben und bin tatsächlich im Links-Fahrflow angekommen.

Hallo, John o’Groats: nördlichste Spitze

Pünktlich zum wunderschönen Abendlicht komme ich an der nördlichsten Spitze Schottlands in John o’Groats an. Ein Ansammlung von hübschen Shops, Cafés, der Touristeninformation, ein paar Designer-Cottages und bunten Häusern (zu offensichtlich will hier eine “Landmark” gestaltet werden: aber sieht gut aus). Es gibt den Wegweiser in alle wichtigen Richtungen (von hier sind es zum anderen Ende der Insel “Land’s End” 874 Miles), eine Fähre rüber zu den Orkney Islands, einen netten, kleinen Campingplatz und – endlich! – einen Kiosk mit Fish n Chips. Die müssen es heute sein!

Beim Warten auf unsere Portionen komme ich mit zwei englischen Bikern ins Gespräch. Direkt entspinnt sich eine wirklich lustige Unterhaltung und ich rutsche recht schnell in mein bestes Englisch, das immerhin ausreicht, um den Abend über zwei Bier und spannenden Gesprächen vergehen zu lassen. Danke, Jeff und Keith!

Übernachtung in meinem Van auf dem Parkplatz

Ich habe so spät am Abend keine Lust, für einen kurzen Schlaf 20 Pfund an den Campingplatz zu geben (ich brauche weder Dusche noch Strom noch Wasser). Glücklicherweise ist er eh bereits geschlossen und so kann ich guten Gewissens auf dem Parkplatz nebenan eine ruhige Nacht zwischen Dutzenden hoppelnden Hasen und zwei anderen “unerschrockenen” Campingplatzverweigerern verbringen.

Tag 12: John o’Groats -> Choraidh Croft

Song des Tages

„Lion’s roar“
First aid kit (Danke, Katilinski)

Jaaaa! Ich bin beglückt! Wahnsinn: genau so stelle ich mir (m)einen Roadtrip vor. Alle paar Meter bleibe ich stehen, steige aus, atme tief ein und höre diese Stille. Ich spüre diese Luft und bin sowas von vollgefüllt mit dieser Landschaft. Dieses Meer! Diese leeren Strände, diese Weite… Dieses unfassbar knallige Licht. Für knapp 90 Meilen brauche ich den kompletten Tag und bin froh, dass ich zum genau richtigen Moment über einen minikleinen Campingplatz in Laid an Loch Eriboll (kurz vor Durness) stolpere, weil ich mir eine schöne Dusche wünsche. Leider erklärt der (sehr) alte Platzbetreiber Charles wortreich, dass die Duschen momentan ausser Betrieb sind. 

Als ich von dieser tollen frischen Luft schwärme, antwortet er grinsend, dass man gegen diese viel zu gesunde Luft unbedingt rauchen sollte und zündet sich eine an: “It’s more healthy smoking outdoorsy, than nonsmoking inside”…

Also freue ich mich auch ungeduscht auf einen feinen Abend: der erste Platz, an dem ich neben Franz in Ruhe eine feine Aussicht genießen kann. Aber schon nach ein paar Minuten bin ich total genervt! Midgies – Trilliarden kleinster fiestester nervigster Mistviecher fallen über mich her! Argh, ich das ätzend! Ich esse sie mit, töte sie beim Wischen übers Smartphone, sie kleben in Schwärmen an der kalten Bierflasche, an den Klamotten, in meinen Haaren, … Bäh! Ich halte es stur eine Zeitlang aus, flüchte dann aber doch ins Innere. Und nachdem hier noch nicht mal Netz ist, nutze ich den Abend mal zum Klassiker-Film sehen: “Night on Earth” Schön, ihr doofen Mücken!

Tag 13: Choraidh Croft -> Scurie

Der Song des Tages

„Easy rider“ De scho wieda

Campingplatz in Scourie

Es gibt so Plätze, von denen ich mich ungerne verabschiede. Jetzt, wo die Sonne hell strahlt und eine leichte Brise weht, haben diese Midgies Mistviecher offenbar kein Interesse an mir – oder schlechtes Flugwetter. Ich arbeite was weg und breche dann mit etwas Wehmut auf: perfekter, kleiner, ursprünglicher Platz. Aber ich mag dringend wieder auf die Straße!

NC500: eine der schönsten Strecken, die ich je gefahren bin!

Und es haut mich um!

Die North Coast 500 an der nordwestlichen Ecke Schottlands ist definitiv eine der schönsten Strecken, die ich je gefahren bin!

Ich bin einfach nur sprachlos! Den ganzen Tag verbringe ich auf nur etwa 30 Meilen und kann gar nicht beschreiben, wie unfassbar beeindruckend und spektakulär wunderschön es hier oben ist! Mein absoluter Tipp für einen Roadtrip!

Leider bringt meine für diese Landschafts- und Lichtknaller absolut ungeeignte Knipsiekamera nicht das rüber, wie es wrklich war: also müsst Ihr selbst hierher fahren und dabei hoffen, einen ebensolchen Sommertag zu erwischen… wobei es wahrscheinlich selbst im Regen irre toll ist… Am Ende des Tages bin ich jedenfalls komplett voller Bilder, der Kopf ist schwer und ich kehre recht früh an diesem herrlichen Campingplatz Scourie Caranvan Club ein: Wäsche waschen (!), duschen, superlecker kochen und endlich, endlich einen ganzen, langen Abend einfach nur neben Franz sitzen und diese Aussicht anstarren! Ohne irgendeinen Laut, ein wenig Meeresplätschern und vor allem ganz ohne Mücken!

Was für ein perfekter Tag!

Tag 14 : Scurie -> Ullapool

Song des Tages

„Ain’t nobody’s business“
Scott Hamilton & Karin Krog

Campingplatz in Ullapool

Es ist grau, grau, grau. Die Wolken legen sich quasi aufs Meer, ich stehe mittendrin. Diese Gelegenheit nutze ich doch mal wieder zum Arbeiten, mache mir einen Tee, zünde eine Kerze an, Heizung auf Vollgas (hoffentlich reicht mein Gas: ich habe bei allen Gasflaschengeschäften geguckt und bislang nicht die kleinen grauen Flaschen gefunden, die ich brauche…).

Igitt: schon wieder Midgie Alarm!

Mittags muss ich vom Platz, erledige noch rasch die wichtigsten “Hausarbeiten” und entlasse mich und Franz aus der heimeligen Geborgenheit dieses sympathischen Platzes in das fiese Grau. Trotz der schlechteren Sicht will ich auf den kleinsten Straßen bleiben und werde mit lichtendem Nebel und Trockenheit beglückt. Ideales Wetter für die Midgies habe ich gelesen: schummriges Licht (also wolkenverhangenes Wetter oder Dämmerung), schön hohe Luftfeuchtigkeit und Windstille treiben die Mücken zur Jagd auf Menschen – und in dem Fall mich. Bei jedem Stop bin ich sofort umhüllt, auch zum Franz ans offene Fenster kommen sie prompt, wenn ich kurz stehen bleibe. Ich ignoriere sie (zum Glück kann man sie nicht hören, das macht die Sache angenehmer) und bin wieder (oder immer noch) im totalen Fahrspaßrausch… DAS sind Strecken nach meinem Gusto!

Als quasi einziger Gegenverkehr kommt mir eine Horde “Rallye”fahrer entgegen: aufgemotzte, strahlend polierte Old- und Youngtimer, alles britische Fahrzeuge. Ja, das ist auch für “Rennwagen” eine wirklich perfekte Strecke, allerdings etwas lästig für mich. Über die ersten 10 habe ich mich noch gefreut, aber die “Single Trail Roads” zwingen zum Ausweichen und da die Rallyekollegen oft in Gruppen kommen, bin ich diejenige, die ins (tiefe!) Matschloch neben dem zu schmalen “Passing Place” fährt. Etwa 50 Wagen drängen mich immer wieder (freundlich winkend) zur Seite, zwei Mal drehen Franz’ Räder beim Anfahren heftig durch, ich höre das jaulig-motzige Geräusch der Reifen und meinen Herzschlag und sehe gleichzeitig die Autos im Rückspiegel verschwinden, statt mir als eventuelle Hilfe zur Seite zu stehen… Naja. Cool bleiben!

Eine wunderbar grau-bunte Stimmung

Die Farben sind heute herrlich pastellig-grau-matt und trotzdem so wunderschön. Olivgrünbraun, Trübblassblau, Grau in alles Schattierungen (habe ich schon mal erwähnt, dass Grau meine zweite Lieblingsfarbe ist?) – auch wenn es nicht so knallt, wie gestern: ich liebe (auch) diese Stimmung.

Das Hinweisschild zum “Stoer Head Lighthouse” lässt mich spontan abbiegen: will ich sehen. Schön! Steilklippe, heftige Brandung, Schafe, Leuchtturm: genau hier habe ich mich hergewünscht, als ich mir Schottland ausdachte. Sehr, sehr schade, dass ich nicht länger bleiben kann. Auf dem Parkplatz ist ein eindeutiges Übernachtungs-Verbotsschild und ausserdem ist es auch noch deutlich zu früh am Tag zum Stehenbleiben… also genießen, verinnerlichen und dann weiter.

Die Sonne arbeitet sich immer weiter heraus und als ich den Hang zum Städtchen Ullapool (welch hübscher Name) herabfahre, wird dieses golden erleuchtet… Ich kreuze einmal durch die Stadt und finde zufällig ein Hinweisschild zum Campingplatz. Nagut. Dann bleibe ich hier. Ein kurzer Gang durch den Ort und ein langer, feiner Abend am Strand: der erste wirkliche Sonnenuntergang – hachja!

Tag 15: Ullapool -> Isle of Skye

Mein Song des Tages

„Song for Esbjörn“ Iiro Rantala

Am nächsten Morgen: Sommer! Explosion an Licht und Wärme! Ich beschließe, rasch loszufahren und mache doch direkt um die Ecke wieder Halt, weil mich das Café anlacht. Leckerer Cappuchino in der (fast heissen) Sonne mit Blick auf den Hafen – hmmmm….

Ich muss jetzt mal Strecke machen, verkneife mir schwersten Herzens alle verlockenden Abzweigungen auf kleine Straßen und sause dahin… nach Tagen in minimaler Schrittgeschwindigkeit fühlen sich 70 mph wie Lichtgeschwindigkeit an.

Mit dem Wohnmobil über die Brücke auf die Isle of Skye

Leider verlässt mich der Sommer und wandelt sich in Winter: Nieselregen wird zu Starkregen, es stürmt, ich kämpfe mit heftigem Seitenwind und dem (zu langsamen) Scheibenwischer. Ich nutze den Supermarkt, um das fiese Wetter etwas abklingen zu lassen, naja, nicht wirklich. Trotzdem fahre ich über die “Skye-Bridge” bis fast an die westlichste Spitze der Insel Skye. Ich sehe nix, gar nix. Schade: hoffe auf morgen.

Der Betreiber von Kinloch Campsite erklärt, dass morgen sicher die Sonne scheint, gibt mir auf meine Bitte den Platz mit der tollsten Aussicht und mit Sturm und Regen im Gesicht trinke ich nach dem Abendessen ein (superleckeres!) schottisches Craftbier: muss sein! Kaum habe ich mich im kuschligwarmen Franz an die Arbeit gesetzt, blitzt mich plötzlich die Sonne an und treibt mich wieder raus: stundenlang sehe ich dem spektakulären Sonne-Wolken-Spiel zu…

Tag 16: Isle of Skye -> Arisaig an der Westküste

Song des Tages

„I need never get old“
Nathaniel Rateliff & The Night Sweats (Danke, Niki)

Auch von diesem Platz verabschiede ich mich ungerne! Ich spüre, dass ich dringend eine Fahrpause bräuchte: mein Kopf ist einfach randvoll mit Eindrücken  und ich hätte so gerne mal wieder ein paar Stunden Stillstand – damit “meine Seele nachkommt”. Aber jetzt, da die Fährabfahrt näher rückt, muss auch ich Newcastle deutlich näher rücken….Mit diesem Verrinnen der Zeit gerate ich leider wieder in einen etwas eiligeren Zustand. Das nervt!

Also los. Ich quere auf kleinen Straßen die Insel, die Gegend bleibt sanft hügelig, es wird lieblicher. Schön, sehr schön, aber mir etwas zu wenig aufregend. Nix gegen meine Highland-Strecke, die mir auf ewig in Erinnerung bleiben wird!

Als ich in Portree (Hauptstadt der Ile of Skye) einfahre, fallen mir die vielen (Tier-)transporter am Straßenrand auf. Neugierig wie ich bin, parke ich daneben und finde mich auf dem lokalen Schafmarkt wieder. Ich bin verzückt: all diese Schafe! Diese unfassbar flauschigen, so süßen Tiere… Ich bin schockverliebt!

Bauern laufen in eine Hütte rein und raus – also ich auch! Weit über eine Stunde bleibe ich hier drin und bin völlig gebannt von dieser Versteigerung. (Leider kann ich hier kein Video einbauen.) In völlig unverständlicher Sprache brabbelt der Auktionator vor sich hin, greift unsichtbare Zeichen des Bietens auf und klopft zur Bestätigung des Deals mit einem Knüppel aufs Geländer der Manege. In diese werden hintereinander kleine und große Herden der Schafe hereingelassen, sie werden kurz begutachtet und dann pro Stück für  25 bis 45 Euro verkauft. Ich spreche einen alten Bauern neben mir an, der alle meine Fragen ganz geduldig beantwortet und sich sichtlich freut, dass ich mich interessiere. Ein superschönes Erlebnis! Und mit Herzschmerz verlasse ich all die Schäfchen, ganz ohne eins mit nach Hause zu nehmen….

Mit dem Van auf der kleinen Fähre zurück aufs Festland

Irgendwo sehe ich ein Schild mit einem Fähr-Symbol und lande prompt an einem kleinen Fährhafen. Aha: von hier aus kann man also auch übersetzen – auf dem Hinweg bin ich über die Brücke gefahren, also nehm ich zurück natürlich einen anderen Weg. Ich stelle mich in die Warteschlange der “Nicht-Reservierer” und hoffe, dass mich schon gleich das nächste Boot mitnimmt. Wenn es voll ist, dann nehme ich eben das in zwei Stunden, mir egal. Ich gönne mir eine Portion Chips und setze mich im Café in den Wind ans Meer. Wie fein! Warm, ruhig, gemütlich…

Für 12,50 Pfund werde ich binnen einer halben Stunde gleich im nächsten Boot aufs Festland gebracht und beschließe, diesen sonnigen Abend zu nutzen, indem ich mir den nächsten Stellplatz suche. Ich erkenne sofort an den überdeutlichen “No overnight parking!”-Schildern, dass hier Campigplatz-Pflicht ist, fahre an zwei besetzten (!) vorbei, um dann im Sunnyside Croft einen ausgesprochen hübschen Platz zu finden. Wow: selten einen so gepflegten Platz gesehen: ich komme mir vor, wie auf einem Nobel-Golfplatz (ohne da jemals gewesen zu sein). Allerdings: mir persönlich ZU nett, mit Parzellen und riesigen, unübersehbaren Platzregeln… Aber naja.

Also schnappe ich mir mein BIer und laufe die etwa 100 Meter zum Meer, um einen wirklich wundervollen Sonnenuntergang in Traumkulisse zu genießen. Welch schöner Abschiedsabend vom Meer!

Tag 17: Arisaig -> Glasgow

Der Song des Tages

„I wonder“ Protassov & Bajka

Und jetzt aber Vollgas. Heute Nacht muss ich irgendwo in Glasgow schlafen und möchte mir noch ein bisschen die Stadt ansehen. Aber es fällt mir nicht leicht, mich von diesen Landschaften, vor allem vom Meer zu verabschieden. Also fahre ich noch bis nach Oban, setze mich auf eine hübsche Bank, unterhalte mich noch sehr nett mit einem lustigen Schotten (auch Paddler) und biege dann straight nach Osten ab. Geradewegs über die Autobahn Richtung Stadt.

Citycamping mit Van / Wohnmobil mitten in Glasgow

Und hier singe ich mal ein Loblied auf meine allerliebste Lieblings-App: Park4Night – auch für Glasgow hat mir die Community wieder einen wundervollen Schlafplatz mitten in der Stadt verraten! Ich bin absoluter Fan von dieser App! (Völlig unbezahlte, aber von Herzen kommende Werbung!).

Also finde ich blitzschnell einen tollen, bewachten Parkplatz in der Highstreet, stelle mich noch sehr freundlich dem Parkwächter vor (der soll mich schließlich bewachen!), kaufe im nahegelegenen Aldi ein, um genügend Münzen (13 Pfund für 24 Stunden) zu bekommen und satttle dann mein Klapprad “Ernie”, um mich kurz durch Glasgow treiben zu lassen. Viel zu wenig Zeit, um mir einen wirklichen Eindruck zu machen, aber der Anfang ist schon mal gut! Ein Mix zwischen Kultur, alt, neu, oll, gepflegt, usselig und geliebt. Nix aufgesetztes, nix übertrieben touristisches – einfach eine Stadt. Aber sympatisch. Und ich teste ja überall die Lächel-Frequenz (wie oft wird mir zurückgelächelt?) und die ist hier echt nahe 100%. So wie übrigens eigentlich überall auf dieser Reise! Die Schotten sind wirklich und ohne Übertreibung der Wahnsinn! Immer nett, höflich, hilfsbereit, ruhig, geduldig, entspannt… Wahnsinn!

Damit ich mal wieder was Warmes zum Essen bekomme (Ich koche fast nie, ist mir zu lästig. Brotzeit tuts locker auch), hole ich mir etwas vom asiatischen Take away, machs mir vorm Franz auf dem Parkplatz gemütlich und genieße dann einen lauen Abend mit Mövengeschrei, Polizeisirenen und dem vorbeifahrenen Zügen. Ich mag diesen Platz!

Tag 18: Glasgow -> England -> Newcastle -> Fähre

Song des Tages

„Let the world go by” Karl Blau

In der sehr gemütlichen Nacht auf dem Stadtparkplatz habe ich völlig entspannt geschlafen. Frühstück in der Sonne vorm Franz, ein strahlendes Lächeln zum Parkwächter und rauf auf die Autobahn. Ich bin so eingegroovt in diesen Linksverkehr! Nach ein paar Tagen Herzklopfen fühle ich mich so sicher und entspannt, auch wenn ich immer wieder über mich lachen muss, wenn ich als Fußgänger/ Radler in die falsche Richtung gucke… Ich bin echt gespannt, ob die Umgewöhnung auf Rechts auch wieder dauert.

Fähre von Newcastle nach Amsterdam

Im Hafen von Newcastle gehts zackig auf die Fähre, ich bin früh dran. In der netten Skybar auf dem obersten Deck ist mords was los, klar, die Sonne scheint supersommerlich! Ich will die Zeit nutzen und klappe motiviert mein Laptop auf, bis sich ein holländisches Paar zu mir an Tisch setzt und wir direkt ins Gespräch kommen. Erst auf Englisch dann in Deutsch ratschen wir ewig über Politik, die Welt, Seehofer und Wilders, über Architektur, das Reisen und den Sinn des Lebens. Das war schön, Peter und Angela.

Den Rest des Abends schlendere ich herum, sitze mal her mal da und schlafe hervorragend in meiner Kabine (ganz unten, ganz vorne). Ich liebe Fährefahren!

Tag 19: Fähre (Amsterdam) -> Hoeg van Holland (bei Rotterdam)

Mein Song des Tages

„Ella’s moonshine” Max Jury

Welkom Holland! Ach, schon wieder an Land… das ging fast zu schnell.  Es regnet in Strömen (Himmel weint mit mir wegen des Abschieds…) und es kommt mir so vor, als sei ich gestern erst hier eingestiegen!

Ich sause auf der Autobahn dahin und bin doch erstaunt, dass ich keine Minute gebraucht habe, um mich selbstverständlich auf der rechten Spur einzuordnen. Witzigerweise habe ich in Schottland immer mal wieder mehrsprachige Hinweisschilder aufs Linksfahren gesehen (nach den Fähranlegern): hier steht noch nicht mal im Hafengebiet ein Schild.

Ich fahre an der erstbesten Autobahnraststätte ab, weil ich hier erstmal den weiteren Plan fassen will. Meine Lieblingsblogger-Kollegen (www.stranddeko.com), absolute Stellplatz-Experten in dieser Gegend, hatte ich um einen Tipp gebeten und sie schicken mich zum “Schiffe gucken” in die Gegend um Rotterdam. Ich entscheide mich für den tollen Parkplatz in Hoeg van Holland, während ich zutiefst beeindruckt von dieser Raststätte bin. Gibt es eigentlich irgendwas in Holland, was nicht SCHÖN ist? Das Geschirr, die Speisen, die Menschen, das Restaurant, die Aussicht – selbst die Toilettenbeschriftung… alles so unglaublich stilvoll durchgestylt… Hach. Inspirierend und toll!

Wohnmobil Stellplatz zum Schiffe gucken in Rotterdam

Kurz darauf finde ich den Stellplatz und gucke wirklich begeistert den im Minutentakt vorbeiziehenden Schiffen zu. Aber dann ersteinmal aufs Ohr legen. Endlich mal wieder einen Mittagsschlummer! Richtige Entscheidung: ich habe glatt den Regen verpennt. Ich schnappe Ernie und radle die lange Strandpromenade auf den Pier, entlang des eeeewig weiten Sandstrands und durch die (wahnsinnig schönen!) Strandbars (hui: hier scheint was los zu sein im Sommer, wenn man die Zahl der Stühle sieht…). Der Wind pfeift, die Kiter üben auf dem Trockenen, die Familien graben sich gegenseitig im Sand ein und ich sitze ewig am Ende des Piers, bekomme Besuch einer vorwitzigen Möwe und starre in die Brandung. Herrlich!

Mit ewigem Sitzen auf dem Mäuerchen vorm Franz bei fast lauen Temperaturen genieße ich den Abend. Das nenne ich einen gelungenen Abschied von Meer und vom Urlaub. Die Zeit ist um, ab morgen geht es auf direktem Wege heimwärts.

Roadtrip rund um Schottland – mein Fazit

Welch unfassbare Schönheit der Landschaft, welch absolute Heiterkeit der Menschen, Freundlichkeit, Höflichkeit. An allen Plätzen durfte ich nur entspannte, super ruhige Geborgenheit spüren. Unbeschreiblich schöne Strecken, die tatsächlich den dritten (!) Platz meiner Top 5 der tollsten Straßen gewonnen haben – besser geht’s nicht.

Danke!


4 Antworten zu „Mein Roadtrip im Van / Wohnmobil rund um Schottland“

  1. Ingrid Aldendorff

    Vielen Dank für den schöne Blog, habe viel geschmunzelt, habe mich über die Bilder gefreut, hervorragende Vorbereitung auf meine Schottlandreise im Mai.Ich sitze hier im Zug mit ganz viel Zeit, prima, danke!
    Werde deine Reise auch kaufen.
    Weiterhin auch dir tolle Reisen, liebe Grüße Ingrid

    1. Susanne Flachmann

      Servus, Ingrid.
      Ach, das freut mich sehr, dass ich in Dir die Vorfreude auf Schottland verstärken konnte! Die NC500 ist – trotz harter Konkurrenz von so vielen anderen Traumstrecken die ich inzwischen fahren durfte, immer noch eine der tollsten Straßen überhaupt… Ganz herzlichen Dank für Deine Zeilen und lass es Dir bestens gehen! Viel Freude Dir dort! Herzliche Grüße, Susanne

  2. So ein aufregender Roadtrip und superschöne Bilder! Schottland hat mich ebenfalls in seinen Bann gezogen. Die Einsamkeit im Nordwesten, bei Ullapool und auf Skye, waren meine persönlichen Highlights. Wir hatten sogar Glück mit dem Wetter, und das Gebäck (Scones mit Clotted Cream und Marmelade) war genau nach meinem Geschmack.

    1. Susanne Flachmann

      Wie wunderbar, Marie, dass Du Dich auch von Schottland hast verzaubern lassen. Ja, mir gings genauso: der ganz äußerste Nordwesten ist ein Sehnsuchtsort geworden, den ich unbedingt nochmal aufsuchen werde.

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