3.500 km in 3 Wochen + 2 Fährfahrten
Der Sinn des Lebens ist der, dass er immer wieder gesucht werden will.”
Deutschland/München -> Italien/ Ancona -> Fähre -> Albanien/Durres -> entlang der Küste nach Süden -> im Hinterland wieder in den Norden -> Nord-Mazedonien -> Koman-See -> an der Küste wieder nach Süden -> Griechenland/ Igoumenitsa -> Fähre -> Italien/Venedig -> Deutschland
Wieder dürfen der Farnz und ich in der Welt unterwegs sein und ich folge meiner Sehnsucht: ich will eine laue Brise, will Wärme, will spannende Landschaften, will die Fremde, das Neue – und auch ein bisschen Abenteuer. Also lasse ich mich von der Fähre nach Albanien tragen und fahre eine sportliche Entdecker-Runde.
Und ich bin voller Glück: so viele Herzbegegnungen! So viel Wärme, Herzlich- und Feundlichkeit der Menschen. So atemberaubende Landschaften: wild und frei und unberührt. Und solch unfassbar rumpelige, abgelegene und heftige Straßen: purer Fahrspaß für Leute wie mich, die jede Schlagloch-Umrundung, jede Passstrecke, jeden Schotterpfad und jedes Durchgeschütteltwerden als Genuss verstehen!
Tag 1: München -> Trento -> Ancona
Song des Tages
“Alone” Leoniden (Danke, Luis!)
Meine Tipps zur Fähre
Ich bin raus! Hab den Schritt vor die Türe geschafft – wenn auch wieder später und hektischer als gedacht…
Ich sause gut gelaunt auf der Brenner-Autobahn dahin und gucke bei Sonnenuntergang kurz auf die geniale App Park4Night, um einen Übernachtungsplätze in meiner Nähe (Südtirol) zu checken. Schön/ romantisch geht anders, aber ich will einfach nur ums Eck parken und dazu relativ ruhig und sicher stehen. Mehr brauche ich heute nicht.
Um 6 Uhr früh bin ich schon wieder on the road, genieße mehrfach italienische Espresso-Aufwach-Shots in den Raststätten. Ich gönne mir nur minikurze Pausen, denn ich muss unbedingt pünktlich in Ancona sein, um die bereits gebuchte Fähre zu erwischen – so trödle ich nicht, sondern sause (espressogestärkt) einfach durch.
In Ancona lässt sich der Porto easy finden (weil bestens ausgeschildert), Ticket am Schalter geholt (inmitten einer Horde von Truckern), in die Warteschlange eingereiht, einweisen lassen und festgestellt, dass es diesmal offenbar wirklich keine Chance gibt, mich heimlich in den Franz zum Übernachten zu schleichen… Mist. Eine Kabine möchte ich mir nicht leisten und suche mir jetzt mal eine “gemütliche” Ecke für mich und meinen Schlafsack – eine gute Idee, im Freien zu schlafen…
In etwa einer halben Stunde wird die Fähre komplett beladen sein, ich hole mir ein Feierabend-Verabschiedungs-Bier, stelle mich in die Meeres-Brise – und genieße!
Tag 2: Durres -> Freistehen am Meer
Song des Tages
“Come as you are” (unplugged) von Nirvana
Meine Tipps zum Wildcampen
Die Nacht auf dem Meer war mittel: ich wollte ja romantisch draussen an Deck schlafen – aber ehrlich gesagt hat mich dann mein Bauchgefühl nach innen geschickt: es fühlte sich einfach nicht gut an, mich als die einzige Alleinreisende unter hunderten Truckern irgendwo möglichst abseits ins Dunkle zu legen. Der einsetzende Regen und der wirklich zu kalte Wind haben mich bei der Entscheidung unterstützt. Also lag ich in meinem superkuschligen Schlafsack in der Ecke irgendeines Raums (obwohl mir der nette Steward noch eine Kajüte im 20-er Schlafsaal angeboten hat. Nur 5 Euro – iiiih, nee, Danke!) Mit der Kapuze über den Kopf habe ich mich von albanischer Popmusik, kartenspielenden Männern, lautstark zufallender Tür (direkt neben meinem Ohr) und dem ohrenbetäubendem Dieselbrummen schon früh in den Schlaf “singen” lassen – und hab bis zum Sonnenaufgang ganz wunderbar geschlummert.
Entsprechend der einstündigen Verspätung bei der Abfahrt landet die Fähre um 10 Uhr entspannt in Durrës. Das Abladen geht relativ flott (ich komme aus dem Deck, knapp bevor mich die hundert laufenden LKW-Motoren vergiften konnten), die Grenze ist mit einem flüchtigen Blick auf den Personalausweis (Germania gut!!) schnell durchfahren, mit meinem deutschen Kennzeichen muss ich (anders als die Italiener) keine zusätzliche Versicherung kaufen und darf mich gleich ins Stadtgetümmel werfen. Und dann hupe ich erstmal lautstark beim ersten Stau im Kreisverkehr mit!
Durrës finde ich gut: eIne volle, hochbetonierte Stadt entlang des Meeres. Von der palmenbewachsenen Promenaden-Straße zweigen kleine Pfade zum Meer, der Strand ist überraschend sauber und es wird alles geboten: fliegende Händler, eine Art Klamotten-Flohmarkt, Spielplätze, Musik, unendlich viele Strandcafés… Die Tretboote werden gerade frisch gestrichen, die Sonnenschirm-Ständer wieder eingegraben, die Bars sind voller Handwerker: ich hätte null Lust, hier im Sommer zu sein, aber jetzt ist es toll!
Nach Geldwechsel und leckem Börek (hmmm!) sehe ich im Café Frauen sitzen. Jetzt bin ich zum dritten Mal in Albanien und sehe erstmalig Frauen ganz selbstverständlich Kaffee trinken. Da setze ich mich dazu, schlürfe an meinem (Sahne-) Cappuchino und komme dann mit der jungen Frau ins (englische) Gespräch. Sehr süß! Also: es ist ganz normal, dass alle Frauen (Teilzeit) arbeiten und ich dürfe in Albaniens Städten locker so viel Kaffee trinken, wie ich will: alles normal. Super!
Ich fahre eine ganze Weile die super ausgebaute Autobahn in südlicher Richtung entlang der Küste, ohne etwas vom Meer zu sehen, biege dann nach Gefühl (und Tipp aus einem Buch) ab. Obwohl es kilometerlang nicht den Anschein macht, dass ich hier wirklich zu einem guten Ende finde, folge ich der angegebenen Richtung. Mit vielen Abstechern, Sackgassen, kleinen Brücken, rumpeligen Schotterpisten und holperigsten Minipfaden (würde ich fast als tadschikische Straßenverhältnisse bezeichnen) finde ich ein Paradiesplatz. Wow!! Ich bin beglückt, stelle mich abseit dreier anderer Busse und bin voller Freude über dieses Glück, diesen Platz gefunden zu haben. Schnell komme ich mit den anderen ins Gespäch und es wird mit Österreichern, Münchnern, Norddeutschen und einem Belgier ein wahnsinnig schöner, interessanter Abend am Lagerfeuer! Herzbegegnung. Danke, Ihr alle!
Tag 3: entlang der Küste -> Ksamil
Song des Tages
“Into something good” Rhonda, Akua Naru
Campingplatz des Tages
Ich trenne mich extrem (!) ungern von diesem Platz! Aber ich will noch was sehen von Albanien und mich zieht es weiter! Als ich mir oben auf dem kleinen Hügel diesen Ort und diese Aussicht nochmal ganz verinnerliche, komme ich mit einem älteren Albaner ins Gespräch, der hier zum Angeln geht. Fast eine Stunde “unterhalten” wir uns in albanisch-italienisch-deutscher Zeichensprache – und verabschieden uns mit einer ganz herzlichen Umarmung. Welch schöner Moment!
Mit meinem Gespräch habe ich allerdings die Yoga-Stunde mit den anderen verpasst, die schon gestern angekündigt war. Schade, so schön, an diesem Fleck…
Ich treibe Franz über die schotterigsten Pfade und folge immer wieder Stichstraßen zum Meer (nach vollmundigen Ankündigungen/ Schildern mit: “Café Paradiso”, “Golden Beach”, “Oaze”) – und sehe von Müll überfluteten Pinienwald, unfertige Buden und langweiligen Sandstrand. So schade. Also weiter.
Albanien ist offenbar in extrem konträre Schichten unterteilt: ganz arme Müllsucher, ganz geldige Cafébesucher. Ich bin sehr gespannt, was mich weiter im Inneren des Landes erwartet. Hier jedenfalls fängt es an, mich leicht zu nerven… All diese unfertigen oder abgebrochenen Bauten, diese lieblosen, schlampigen Konstruktionen. Eigentlich mag ich das wahnsinnig gerne, ich mag den Charme des Anfangs, des geschickten Provisoriums – aber irgendwie bedrücken mich diese Szenerien hier… vielleicht liegts am trüben Wetter? Oder an der trüben Leere der Vorsaison? Oder an der Ahnung von Immobilienschwindel, Investorenfiesheit, Mafiaprojekte?
Ich finde keinen einzigen schönen Stellplatz mehr, die ganz seltenen Campingplätze sind ausgestorben und sehr wenig attraktiv gelegen. Ich fahre also den eigentlich sehr schönen Llogara Pass und bin leicht enttäuscht, dass mich wegen des trüben Wetters weder eine schöne Aussicht empfängt, noch spektakuläre Fotos gelingen. Es regnet, da locken mich auch die beiden ganz hübschen Wald-Campingplätze entlang der Straße nicht zum Bleiben. Schade. Ich fahre also ohne große Pause, bis ich ziemlich erschöpft nach all den Kurven auf den Campingplatz “Sunset” im Ort Ksamil stolpere, den ich schon kenne. Hier wollte ich eigentlich nicht hin, denn eine Schönheit ist er nicht. Aber die Dusche lockt mich extrem und es bleibt Zeit für einen Blick über die Bucht. Ausserdem ist es für heute echt genug!
Tag 4: Ksamil -> Seilfähre -> über Stock und Stein -> mitten im Wald
Song des Tages
“Laps around the sun” Ziggy Alberts
Campingplatz des Tages
Ein “Highlight”, das ich ansteuere, weil ich es schon kenne und nochmal wiedersehen möchte: die Seilfähre im Butrint Nationalpark. Auf einem Panton an Drahtseilen werden die Fahrzeuge und Passagiere über das Wasser gezogen. Ich ertappe mich, wie peinlich mir meine Begeisterung ist – aber ich schätze, dass alle Touristen hier permanente Peinlichkeit zeigen…
Die Alltäglichkeit der albanischen Straßen und Verkehrsmittel ist für uns “verwöhnte” Reisende einfach so bizarr und bewundernswert, während die Einheimischen selbstverständlich über alles Marode und im Zerfall begriffene hinweg brettern. Und genauso gedankenlos und vertrauensvoll befahre ich alle Wege, Schotterpisten und Brücken: wenn alle anderen drüber kommen, schafft es mein kleiner “Franz” sowieso…
Als ich nach fast 6 Stunden Fahrt wirklich müde kurz hinter Përmet einen Campingplatz (“Albturist Permet”) am Straßenrand sehe, bin ich arg enttäuscht, dass er völlig verwaist und verschlossen ist. Hier kann und will ich nicht bleiben. Die im Untergehen begriffene Sonne macht mich immer sehr nervös, wenn ich keinen Platz weiss, aber es hilft nichts: ich muss weiter, um etwas finden.
Und plötzlich geht es wieder rasant steil nach oben, die Kettenpflicht-Beschilderung verrät mir die zu erwartende Höhe. Also ist der Plan, mir irgendwo ein nettes Plätzchen ganz oben mit spektakulärer Aussicht zu suchen. Weiter als bis Einbruch der Dunkelheit kann ich nicht fahren. Mache ich nie! Und schon gar nicht auf dieser Straße!
Ich wache nochmal richtig auf, denn diese Strecke ist ganz nach meinem Gusto! Extrem schlechter Zustand, knöcheltiefe Löcher, Felsbrocken und Steinschlag-Reste auf Schotter, marode Asphaltreste, super kurvig und steil. Ich bin am kurbeln und rumpeln und grinsen und singen… Und Franz macht so lässig und cool mit – der geborene Rallyebolide! Es ist eine der anspruchsvollsten, schönsten, spannendsten und spaßigsten Pisten, die ich je gefahren bin – Fahrfreude pur!
Leider bin ich etwas in Zeitdruck, da es wirklich schon recht finster ist. Die Piste ist gerade mal fahrzeugbreit und alle möglichen Parkbuchten sind entweder ganz knapp am Abgrund (was mir mit Blick auf das brökelige Gestein eher unsicher erscheint) oder total schief (was mich wahrscheinlich auch nicht gut schlafen lässt) Ein unerwartet auftauchendes Dorf Leskovic lässt mich kurz inne halten: könnte ich hier gut für die Nacht stehen? Ich überprüfe mein Bauchgefühl, bis mich eIn Campingplatz-Schild überredet, hoffentlich nur noch ein Stück weiter fahren zu müssen. Und tatsächlich: die zu Rate gezogene Park4Night-App bestätigt einen Campingplatz. Und schon 15 Minuten weiter finde ich im allerletzten Tageslicht das kleine Camping-Paradies “Farma Sortira” mitten im Wald.
Was für ein Ritt!
Was für ein Tag.
Was für ein Glück!
Tag 5: aus dem Südosten -> an den Ohrid-See
Song des Tages
“Love & hate” Michael Kiwanukas
Stellplatz des Tages
Nach dem gestrigen sehr stürmischen Tag und der “rauschenden” Nacht ist es plötzlich ganz still im Wald, nur das laute Vogelkonzert lässt mich gemütlich aufwachen. Da mir ein Frühstück angeboten wurde (in den 15 Euro Übernachtungsgebühr inkludiert) nehme ich es zur vereinbarten Zeit in einem der kleinen Hüttchen ein: Rührei, Feigengelee, Butter, Schafskäse, Brot. Sooo lecker! Ich setze mich spontan zu einem Dresdner Paar, denn ich muss unbedingt wissen, wie sie es mit ihrem nagelneuen Wohnmobil hierher geschafft haben. Ich war gestern auf dieser Piste so unendlich froh, mit einem alten, stabilen und vor allem kurzen Mobil unterwegs zu sein… Sie kamen allerdings aus der entgegen gesetzten Richtung (aus Norden) und waren locker drauf, obwohl sie die Straße auch als sehr schlecht bezeichnet haben… Sie wussten allerdings noch nicht, WIE schlecht sie werden wird… Aber Respekt für alle, die hierher mit teuren, längeren Mobilen fahren: ich möchte nicht tauschen! (Allerdings habe ich hier ausser diesem einen auch kein einzig anderes gesehen.)
Es war ein sehr interessantes Gespräch und ich habe ein bisschen die Zeit vergessen. Trotzdem nehme ich noch sehr gerne den leckeren (handgemahlenen) Espresso des Paares zwischen unseren Autos, um gestärkt los zu kommen. Die Straße ist mittelgut, aber OK zu fahren. An einem besonders schönen Aussichtspunkt in einer Kehre mache ich tatsächlich mal eine Kaffeepause, um die Stille hier oben zu hören. Dies wäre ein perfekter Übernachtungsplatz gewesen, wenn ich gestern Abend nicht vorher (rechtzeitig) über den Campingplatz gestolpert wäre…
Es ist schön hier oben. Die Dörfer sind irgendwie aufgeräumter, fertiger. Trotzdem sieht alles irgendwie grau aus: es ist eine seltsame Luft hier. Ein ganz diesiger, grau-weißer Schleier liegt über allem und es kann nicht nur der viele Staub sein. Irreale Farben. (Nachtrag: inzwischen habe ich erfahren, dass zur dieser Zeit ein Sahara-Sand-Sturm über ganz Europa gefegt ist, von dem ich natürlich wegen Nullkontakt zu Nachrichten nichts wusste…)
Hinter der hohen Bergkette verborgen liegt direkt Griechenland. Ein Katzensprung zu meiner anvisierten Fähre von Igoumenitsa aus, die ich in ein paar Tagen besteigen werde – aber ich bleibe straight auf dem Weg nach Norden, denn ich will noch was sehen.
In der Stadt Korça will ich mir in einer Markthalle noch etwas zum Essen holen und bin baff, wie modern das Gebäude ist. Ich entscheide mich für den kleinsten Stand, kaufe Schafskäse, Eier und irgendwas in einer Flasche und der Alte freut sich über “Bayern München” und schenkt mir am Ende noch ein frisches Ei von seinen “GackGackGack” dazu… So süß!
Von der wirklich ganz guten, nur ein wenig rumpeligen Straße lasse ich mich bis an den Ohrid-See führen: ich vermute dort einige Camping- oder Freistehplätze. Erst führt die Schnellstraße allerdings direkt am See entlang und die drei ans Ufer gequetschten Plätze mag ich nicht. Also folge ich einer kleinen Straße, um mal zu sehen, was sich im ruhigeren Teil finden lässt. Einen großen Campingplatz lasse ich rechts liegen, weil ich heute keinen CP brauche und man ausserdem nicht direkt am Wasser stehen kann… Als ich mich an dem Restaurant “Korca” kurz orientieren will, kommen Chef und Koch heraus, laden mich auf den Platz ein (kostenlos – allerdings wird er im Sommer sicher etwas verlangen) und wir verabreden, dass ich später die berühmte “Koran”-Forelle nach lokaler Art gekocht bekomme.
Es ist schon ein wenig seltsam, als einziger Gast im Lokal zu sitzen. Aber unter dem Klangteppich der lauten Sportnachrichten, mit zwei Dominospielern als Begleitung und einer gemeinsamen Zigarette kommen der Chef Goni und ich ins “Gespräch”… es ist zu schade, dass Sprache so oft verhindert, sich wirklich zu unterhalten – aber wir beide fanden es trotzdem nett und das ein oder andere kann man sich in albanisch-italienisch-englisch-deutsch dann doch erzählen…
Es ist eiskalt, als die Sonne hinter dem Berg verschwindet. Aber ein kleines Bier vor Franz geht noch auf den dreifingerhohen Raki des Hauses, um einen ruhigen Blick auf den dunklen See zu werfen…
Tag 6: vom Ohrid-See -> Nordmazedonien -> Peshkopia
Einen Verabschiedungskaffee möchte mir der Restaurantchef Goni noch kredenzen (etwas verfeinert mit “guuuud albanian Cognac”!) und drückt mir dann auch noch eine Bierflasche in die Hand. Er ist wirklich nett, trotzdem wollte ich ihm nicht meine Telefonnummer geben…
Als erste Tat des Tages (was nix mit dem Schuss im Espresso zu tun hat!) lande ich im Ort Lin am Ende der Sackgasse und muss laut über mich lachen über meine Sturheit, einfach mal überall rein zu fahren (auch wenn die Gasse noch so schmal ist). Zum Glück lacht der Alte am Ende der Straße mit mir und ich kann auf dem Miniplatz ganz gut wenden. Und beim zweiten Vorbeifahren winkten mir die Anwohner irgendwie noch viel freundlicher zu…
Ich will in den Norden und dazu nicht über Tiranas Autobahnnetz. Also entscheide ich mich für den kürzesten Weg geradeaus durch Mazedonien. Tja – und da rächt sich eine fehlerhafte Reiseplanung (und ich habe wieder was zu lachen über mich). Für die (seit nur einem Monat) abgelaufene grüne Karte muss ich sowohl bei der Einreise nach Mazedonien, als auch wieder nach Albanien je 50 Euro blechen. Ich ärgere mich (trotz Riesenloch in der Reisekasse) nicht allzusehr, sondern verbuche es als gerechte Strafe für eigene Schlamperei. Zudem erlebe ich bei den Formalitäten auf mazedonischer Seite, wie stark sich eine Amtsstube von drei Damen zuqualmen lässt (unglaublich!) – und auf albanischer Seite werde ich von drei jungen Männern zum Trost für das viele verlorene Geld (je Grenze fünf Bauarbeiter-Tageslöhne erzählen sie mir nachher) zum Kaffee eingeladen. Eine Stunde verbringen wir an der Grenzstation und ich versuche möglichst viel “Insider-Wissen” von leidlich gut deutsch und englisch sprechenden Albanern zu erfahren: Unter anderem erzählen sie, dass hier bei dieser Arbeitslosenquote und diesen korrupten Verhältnissen definitiv keine Perspektive besteht. Eigentlich seien (wie sie) sowieso schon alle albanischen Männer im Ausland…
Nord-Mazedonien (auf diese exakte Bezeichnung besteht der Grenzer) empfängt mich vielsprachig! Erst mit deutscher Straßenbeschilderung (wozu das Hütchen “Radrennen” dort stand, konnte ich allerdings nicht erkennen – vielleicht nur Deko?), dann erstaunten mich die dreisprachigen Ortsbezeichnungen und dann das perfekte Englisch des überaus netten jungen Campingplatz-Betreibers, der mich gleich ansprach, als ich nur kurz zum Fotografieren hielt. Geschäftstüchtig lädt er mich zum Kaffee am See ein und wir haben ein sehr interessantes Gespräch über mazedonischen Tourismus. Überhaupt ist in Mazedonien alles – trotz kyrillischer Schrift – sehr viel westlich-gediegener und irgendwie scheint es insgesamt wohlhabender (oder kaufen sie sich erst das Haus und dann das Auto – anders als die Albanier?). Ich will unbedingt in Ruhe wieder kommen!
In Mazedonien ist die Straße (langweilig) gut geteert, in Albanien geht es dann wieder sehr rumpelig zur Sache und alle Konzentration liegt auf den wirklich tiefen Schlaglöchern! Selbst in der Stadt Peshkopia “zieren” sicher 10 cm tiefe, säuberlich gefräste Rechtecke die Hauptstraße. Spannend! Als ich einen Polizisten fragend “Camping” zurufe (weil der Platz auf der Park4Night-App nicht ganz genau im Straßengewirr eingezeichnet ist), hält er sogleich die nächste Passantin an, die Englisch kann. Sie setzt sich in ihren schicken Audi und geleitet mich die paar fehlenden Meter ans richtige Tor. Sooooo toll süß!
Falimenderit (Danke): das allerwichtigste Wort hier für alle Nettigkeiten aller Leute!
Und ich parke im Garten von einer wunderbar freundlichen Frau und ihrer Familie mitten in Peshkopia. Ich bekomme Strom per Mehrfachsteckdose bis ins hinterste Eck gelegt, einen türkischen Kaffee mit eingelegtem Pfirsich, bis der Boiler für die Dusche warm genug ist und verbringe erfrischt und fröhlich den Abend bei freiem Wlan im Garten.
Was braucht man mehr?
Tag 7: von Peshkopia -> Fierzë am Koman Stausee
Song des Tages
“Bad girls” Kid Francescoli
Meine Tipps zur Fähre
Webseite zur Fährgesellschaft
Die so nette Mama des Platzes macht mir wieder einen lecker türkischen Kaffee zum Niederknien. Wir unterhalten uns eine Weile in dem netten Hüttchen, sie erklärt mir ihre Familiensituation (alle Söhne in Deutschland…), zeigt mir, was sie im Garten/ Campingplatz gerade alles bauen lässt (tolle Sanitäranlagen, Strom…) und berichtet von ihrem Rheuma, das sie im Schwefelbad behandeln lässt. Das will sie mir zeigen! Und ich will das natürlich sehen! Kurzerhand fährt uns der Handwerker (der gerade am Bodenlegen der neuen Duschen ist) ein paar Meter den Berg hinauf und ich darf mich im Schwefelbad umsehen (und -riechen). Welch toller EInblick in den Alltag dort! Es gib EInzel-und Doppelbadewannnen (NUR für Verheiratete oder Mama mit Kind), die mit heißem, stinkendem Thermalwasser gefüllt werden. Im Gang stehen die Leute Schlange und warten (scheinbar) geduldig. EIne Badewanne kostet 1.- Euro/ Person und hilft super gegen Rhema und Rückenschmerzen. Ich hätte so große Lust, hier einfach mal ein Bad zu nehmen. Wieder bedauere ich meine Eile, aber lieber kurz sehen, als gar nicht…
Mehrfach warnt mich meine Gastgeberin, dass die Strecke nach Fierzë sehr, sehr kurvig ist (und wedelt anerkennend mit den Armen, dass ich das freiwillig fahren will) – also mache ich mich auf eine anstrengende Fahrt gefasst. Ich will unbedingt an diesen Koman Stausee, denn ich habe von einer kleinen Fähre gelesen, die mich und Franz ein Stück weit mitnehmen könnte und das will ich mir nicht entgehen lassen. Gestern Abend habe ich noch über die schicke Webseite der Fährgesellschaft eine Reservierung abgeschickt, wobei ich mir sicher bin, dass kein Platzproblem bestehen wird.
Über elegant geschwungenes Hügelland fahre ich auf echt guten Straßen so dahin. Heute gönne ich mir tatsächlich mal ein kleines Mittagessen zum Aussicht genießen, denn mein TomTom sagte insgesamt nur 4 Stunden Fahrtzeit voraus und ich bin früh dran.
Ich komme im Schneckentempo vorwärts! Die Strecke führt mich tief in die verstecktesten Täler hinein, ich sehe nur noch grün und Kurven. Spektakuläre Ausblicke begeistern mich. Ich kurble mich und Franz bergauf, um mich dann wieder mit Motorbremse bergab zu kurbeln. Es ist anstrengend! Aber so schön! Und bis auf ein paar Lücken durch (zum Glück schon geräumte) Bergrutsche, ein paar abgebrochene Ränder oder abgesunkene Teerdecken ist die Straße ganz wunderbar! Ich genieße sehr – aber irgendwann ist klar, dass das doofe Navi nicht einen Hauch Realitätssinn besitzt und jede Minute, die ich fahre, auf die errechnete Ankunftszeit draufschlägt. Google Maps zeigt es realistischer: für die 198 km prophezeit es 5,5 Stunden. In Wahrheit habe ich 8 Stunden (mit 15 Minuten Pause) gebraucht – und habe nicht getrödelt! Einen EIndruck der Streckenführung auf den Karten links. Meine tiefste Verbeugung vor allen Straßenkonstrukteuren und Bauarbeitern vor dieser Meisterleistung!!
Was bin ich froh, als ich um 18 Uhr, kurz bevor die Sonne hinter den Bergen verschwindet, den anvisierten Fähranleger am See finde. Dezent ausgeschildert werde ich wieder daran erinnert, dass hier im Sommer wahrscheinlich auch der Touri-Punk tobt. Im Moment, in dieser frühen Frühsaison habe ich den EIndruck, dass ich wirklich fast alleine unterwegs bin. Ganz selten überhole ich einen deutschen oder niederlandischen Kastenwagen, oder ein Schweizer Weltreisemobil kommt mir entgegen. Heute traf ich eine Truppe englischer (Senioren-)Biker, die echt sportlich die Kurven gepresst sind… Aber sonst ist nicht viel los zur Zeit, was mich natürlich freut.
Im Haus neben dem Anleger frage ich die biertrinkenden Männer nach einem Ticket. Wie ich online gelesen hatte, errechnet sich der Preis nach Quadratmeter des Wohnmobils. Von einer Reservierung über die Webseite hat er nichts gehört, er schreibt mir einen Preis auf, den ich deutlich zu teuer finde. 66 schreibt er, nachdem ich meine Augenbrauen runzle, geht er auf 60 Euro runter – ich habe erstens was von 56 im Kopf und zweitens las ich auf der Webseite, dass man nur ja keine gefälschten Tickets auf der Strecke kaufen solle – gezahlt würde an Bord. Also rufe ich die Fährgesellschaft an, der Mann erklärt relativ verständlich auf englisch, dass noch ein Platz für mich frei sei, eine Reservierung hat er nicht, aber ich solle ihm an diese Nummer eine SMS schicken, dann sendet er sogleich eine “confirmation” zurück. Wunderbar. Das erkläre ich dem Ticketverkäufer vor Ort und er erlaubt mir, die Nacht auf dem Schotterplatz zu verbringen.
(Die confimation ist übrigens nie gekommen, dafür in der Nacht noch eine Antwort auf meine Reservierungs-Mail, dass die Fähre ausgebucht ist… So ist das hier.)
Ich mache mir ein Bier auf, sehe der untergehenden Sonne zu, höre die laute Diskomusik aus dem Haus und überprüfe mein Bauchgefühl, ob es richtig ist, hier zu übernachten. Normalerweise bleibe ich nicht an einem Ort, wo nur Männer sind, die mein Alleinsein deutlich bemerkt haben. Aber die Jungs sind völlig desinteressiert, kein einziger Blick und kein Wort, ich stehe abseits und in “Fluchtposition”, mein Auto ist gut gesichert und überhaupt habe ich hier ein ganz gutes Gefühl.
Gute Nacht!
Tag 8: von Fierzë -> per Fähre über den Lake Koman -> Camping am See
Song des Tages
“Dancing in the moonlight ” Alt J
Campingplatz des Tages
Ich bin nervös, ob ich einen Platz auf der Fähre bekomme: ich will unbedingt mit ihr nach Koman (erstens weil ich heute keine Lust mehr auf Kurven habe und zweitens weil ich Fährfahrten einfach liebe). Beim Aufwachen gewittert es heftig und ich höre, wie der Regen durch die kaputte Dichtung meines Seitenfensters tropft. Dazu die nächtliche Mail, dass ausgebucht ist – ich bin echt schlecht gelaunt.
Die Fähre soll um 13 Uhr starten. Soll ich warten und es riskieren, oder lieber die Zeit nutzen und schon losfahren, damit ich ein gutes Stück weiter komme? Ich versuche es mit einer Mail an die Fährgesellschaft – ohne Antwort. Dann rufe ich wieder an: jemand wird kommen. Na, also. Der nette MItarbeiter, der eine Weile später zu mir an den Anleger brettert, sagt, er sei sicher, dass ich einen Platz haben werde. So gut wie sicher. Wahrscheinlich. Er tut jedenfalls sein Bestes, denn immerhin komme ich aus München, wo sein Lieblingsfußballverein spielt. Ich wette mit ihm lachend um ein Bier – aber ich bleibe trotzdem nervös.
Pünktlich kommt das Boot: ich sitze immer noch im Starkregen im Franz und beobachte das Anlegen und Entladen. Um mich herum eine Horde italienischer Motorradfahrer, die als erstes an Bord rumpeln und schon mal eine Menge Platz brauchen. Ich zähle die Autos in der Schlange und versuche den Platz abzuschätzen – und tatsächlich: ich bekomme den letzten Platz! Ich darf rückwärts über die wirklich abenteuerliche Rampe einschiffen und bin so froh!
Die Aussicht ist so wunderschön wie erwartet! Leider windet und regnet es wirklich so stark, dass ich ziemlich schnell durchnässt bin. Beim Espresso im Passagierraum komme ich mit dem jungen, albanischen Barkeeper und dem italienischen Guide der Motorradgruppe ins Gespräch – und wir haben so viel Spaß! Eine wirklich lustige Überfahrt, bei der ich zwar nicht viel von der Landschaft sehe, aber dafür unglaublich viel lache und noch mehr vom (albanischen) Leben erfahre. Danke Emanuel und Andrea für 2,5 Stunden Superspaß!
In Koman verabschiede ich mich herzlich von den beiden Jungs und nach nur ein paar Kilometern schlechter Straße treffe ich unerwartet auf einen ausgesprochen schönen Campingplatz. Hier komme ich mir vor, wie in Disneyland: so proper, neu, hübsch, liebevoll… Der im letzten Jahr eröffnete Platz Agora Farmhouse Camping ist ein extrem sympatischer Familienbetrieb und eine echte Empfehlung.
Tag 9: vom Lake Koman -> Çorovoda
Song des Tages
“Lesson learnt” Aaron Taylor
Tipps zum Offroadfahren
Auf diesem schönen “Agora Farmhouse Camping” bringe ich mich und Franz mal wieder auf einen guten Stand und verabschiede mich ungerne. Zu schön und gemütlich wäre hier jetzt ein freier Tag zwischen den Gänsen, Eseln und Katzen. Die Familie erzeugt Gemüse, Marmelade, Honig, Fisch, Wein, Säfte, Eier, Fleisch… in Bioqualität und entsprechend lecker soll das Essen sein, verrät mir das Paar mit dem ich gestern Abend noch Reise-Erlebnisse ausgetauscht habe. Hier könnte ich es aushalten, aber ich muss weiter, die Zeit rennt davon…
Ich will unbedingt noch den vielgerühmten Osum Canyon sehen, bevor ich über die Grenze nach Igoumenitsa zur Fähre fahre. Mein Navi zeigt mir einen Weg quer durch das Bogovë Naturreservat – klingt perfekt, denn so muss ich nicht die Strecke entlang der Küste nochmal fahren, die ich ja schon kenne.
Ich lasse mir keine Zeit in Berat zur Stadtbesichtigung, obwohl die Stadt einen sehr sympatischen EIndruck macht. Der Canyon wird touristisch groß ausgeschlachtet: sehr gute Straße entlang des Osum-Flusses, große Erklärungs-Tafeln, eine riesig Aussichts-Plattform und ein “Theater des Naturschauspiels” lassen den Canyon in schönstem Licht erstrahlen. Ich selbst finde ihn ganz toll, aber irgendwie nicht umwerfend. Und für eine Rafting-Tour, zum Klettern oder ausführlichen Erkunden habe ich leider viel zu wenig Zeit.
Österreicher machen mich darauf aufmerksam, dass laut ihrem Navi meine geplante Route eher eine Allrad-Strecke ist. Mit ihren sehr guten Albanisch-Kenntnissen befragen wir Einheimische nach der folgenden Straße Richtung Süden. Die Männer wackeln mit dem Kopf, sagen aber einhellig, dass man es schon schaffen kann. — Naja und am Wollen liegt es definitiv bei mir nicht, vom Pamir Highway bin ich abgehärtet und kann mir nicht vorstellen, dass es unfahrbare Wege für mich und Franz geben soll… also werde ich die Route beibehalten und eben wieder langsam fahren. Ich freue mich auf die angezeigten 15 Rumpelkilometer bis zur nächsten Asphaltstraße.
Ich steige ein, erfreue mich über eine sehr wackelige Bretterbrücke, lächle über tiefe Furten und extreme Schlaglochumrundungen. Nach 3 Kilometern frage ich mich erstmalig ernsthaft, ob ich mit dem richtigen Fahrzeug unterwegs bin. Nach 5 Kilometern kommt mir ein Minibus voller Frauen entgegen, dessen Fahrer mir lachend den Daumen hoch zeigt – das gibt mir die Gewissheit, dass die “Straße” (die nicht annährend so genannt werden dürfte!) machbar ist. Ab Kilometer 8 suche ich fieberhaft nach einer Umkehrmöglichkeit: Zwischen Abhang und Fels kein einziger Spielraum auf der steilen Strecke. Ich muss unbedingt umdrehen, denn wenn es nur ein wenig schlechter, steiler, schotteriger, zerfurchter würde, käme ich wirklich keinen Meter mehr weiter – und von den hinter mir liegenden Kilometern weiss ich wenigstens, dass sie irgendwie befahrbar sind! Ich bin atemlos, werde hektisch, schwitze. Feuere Franz laut brüllend an…
Willst du wissen, wie es weiter geht?
Und hier mache ich einen Cliffhanger: wenn Du die Geschichte weiterlesen möchtest, die ziemlich haarsträubend ist… dann findest Du sie in meinen Buch Solo Van Life. In diesem Buch erzähle ich meine besten Stories, damit ich Dir Mut machen kann, durch sehr hässliche Situationen zu kommen.
Tag 10: von Çorovoda -> entlang der Küste -> Igoumenitsa
Song des Tages
“Thieves” (Klaves Remix) – The beach
Meine Tipps zum Fährefahren
Auf dem Dorfplatz schlafe ich ganz wunderbar, denn inzwischen überhöre ich die verblödeten Kläffer allerortens und die ebenso zweifelhaften Mopedlärmidioten. Dank meiner festungsartigen Sicherheitskonstruktionen und den neuen Fenster-Sicherungsschienen ist Franz quasi “uneinnehmbar” und ich fühle mich pudelwohl in seinem Inneren – egal wo ich parke.
Um 6 Uhr bin ich schon on the road, fahre über herrlich asphaltierte (!) Straßen, cruise wieder entlang der Küste und erahne auch hier die Touristenansturm in der Hochsaison. Ich fahre (wegen Umleitungschaos) einfach mitten durch einen Markt in Vlorë, durch ein kleines “Busch-Feuer”, durch dichten Nebel auf dem Llogara-Pass und kann diesmal wenigstens ein wenig sonnige Aussicht genießen.
Heute mache ich sogar Pausen an wunderhübschen Plätzen, um noch möglichst viel Meeresbrise zu schnuppern. Wieder stelle ich fest, dass ich gerne noch bleiben könnte, bleiben wollte… allerdings würde mir jetzt tatsächlich der SInn nach einer Fahrpause stehen. Gute 1.200 Kilometer habe ich in den wenigen Tagen hier in Albanien hinter mich gebracht. Auf diesen Straßen! Reicht erstmal – und selbst auf abseits gelegene Schotterpisten hätte ich jetzt gerade (nach dem gestrigen Erlebnis) im Moment keine Lust – das will was heissen!
Nach raschem Check-In im Fährterminal (spart morgen Früh Zeit), erreiche ich rechtzeitig zum Feierabendbier meinen “Geheimtipp”-Strand westlich von Igoumentitsa. Hier habe ich schon mal übernachtet, gucke allerdings aufmerksam, ob es inzwischen verboten ist. Wie schön, dass sich auch andere Camper hier offensichtlich wohl fühlen, so kann ich ganz unbesorgt meinen wohlverdienten (ersten richtigen!) Strandabend an diesem Ort verbringen. Morgen früh um 4.30 (3.30 nach deutscher Zeit) wird ohnehin schon der Wecker klingeln, damit ich entspannt an den Hafen komme…
Gesua, Yammas, Prost!
Danke.
Tag 11: von Igoumenitsa -> übers Meer -> Venedig
Song des Tages
“Come away” Sons of the east
Meine Tipps zum Freistehen
Unglaublich: gerade als ich gestern Abend eingeschlafen war, kam die Poizei, um mich (und alle anderen Camper) zu verscheuchen. Schade! Also fuhr ich in die Stadt, stellte mich auf den ersten Parkplatz und versuchte neben der Partymeile einzuschlafen. Nach einer Stunde habe ich vor der Rennstrecke (wie laut können Motorräder eigentlich sein?), dem hysterischen Gegacker der Jugendlichen und den immer wieder vorbei fahrenden Musikboxen kapituliert, nochmal umgeparkt und ein toll ruhiges Plätzchen direkt neben der Hafeneinfahrt gefunden. 3 Stunden Schlaf müssen reichen.
Das Aufstehen ist früh. Zum Glück gibt es auf der Hauptstraße vor dem umzäunten Hafengelände sehr gute Bäckereien, so dass ich mit leckerem Kaffee und Frühstück voller Genuß den Fähren beim Rangieren und der Sonne beim Aufgehen zusehen kann.
Mit einer Stunde Verspätung kommen wir los und ich suche mir als erstes einen netten Schlafplatz, da leider schon wieder kein “Camping on board” erlaubt ist. Ob es für die Fährgesellschaft wirklich besser ist, dass dann noch mehr Menschen irgendwo auf den Sofas der Bars / Restaurants rumliegen?
Mit dem letzten Blick auf Albanien verabschiede ich mich von einem traumhaften Roadtrip:
* großartige Straßen, grandiose Landschaften, so freundliche Menschen.
* unglaublich viele schöne, intensive Begegnungen mit so interessanten Leuten – mit Reisenden, Einheimischen, Gastgebern…
* ich saß ewig lang am Lagerfeuer, habe verschiedene Male über das Leben gesprochen, hatte Spaß mit den Grenzern beim Rauchen, habe im Garten mit Mama gesessen, Raki mit dem Wirt getrunken, hätte mich fast verliebt, ich habe eine Fährfahrt mit Lachen verbracht und ein Bier verwettet, habe einige Nervsituationen überlebt und mein Navi im Geiste weggeworfen. Ich bin geplatzt vor Glück, habe unfassbar viel gelernt, habe wichtige Lektionen erteilt bekommen, die fünf wichtigsten albanischen Wörter gelernt, habe ungefähr eine Milliarde Kurven und unzählige Höhenmeter hinter mich gebracht – und bin voll zutiefster Dankbarkeit, dass mich mein Franz auch diesmal wieder unbeschadet, unfallfrei und extrem entspannt durch ein “wildes” Land kutschiert hat.
Faleminderit!